Yale Gate
The Yale Gate Story von Peter Schirmeyer
Copyright an allen Fotos und Texten, soweit nicht anders angegeben, by Peter Schirmeyer

Es begab sich anno 1964, dass Peter Schirmeyer, ein zwölfjähriges Großstadtkind aus dem nördlichen Ruhrgebiet, ins ländliche Sauerland verschlagen wurde, und zwar genau nach Dünschede, ein 700-Seelen-Kaff mitten im Nirgendwo.
Er hörte gern Musik, obwohl ihm schon in der Volksschule völlige Unmusikalität bescheinigt worden war.
In Dünschede lernte PS einen zwei Jahre älteren Knaben kennen, Peter Teipel, der auch gern Musik hörte. PT hatte einen tragbaren Plattenspieler und ein ebensolches Tonbandgerät. Fortan hörten sie oft gemeinsam, was ihnen, nicht aber ihren Eltern, gut gefiel: Beatles, Kinks, Hollies, The Who, Herman’s Hermits, Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich und wie sie alle hießen. So wurden die beiden Peters (PS und PT) Freunde.
Nach einiger Zeit war ihnen das Zuhören nicht mehr genug, und so entstand der Wunsch, die Hits ihrer Lieblingsbands nachspielen zu können. Bei PS wurde dieser Wunsch auch von dem Ziel mitgetragen, ein bestimmtes Mädchen in seiner Realschulklasse zu beeindrucken. 1965 begannen die beiden als Autodidakten, sich den Geheimnissen des Gitarrenspiels zu nähern („Aus welchem Grund muß es eigentlich noch andere als Dur-Akkorde geben? Diese verdammten krummen Hunde!“), und zwar auf zum Teil uralten Schlag- und Wandergitarren, deren Saiten zu greifen schon eher an Bodybuilding erinnerte. Ohne Gitarrenlehrer und entsprechenden Unterricht war das ein mühseliges und zeitraubendes Unterfangen.
Sie nahmen daher jede Gelegenheit wahr, von Leuten, die schon tiefer in die Mysterien des G-Spiels eingedrungen waren, neue Akkorde und Songs gezeigt zu bekommen.
Sie gingen auch zu den (öffentlichen ?) Proben heimischer Bands, die sich bereits einen Namen gemacht hatten, und schauten den Firebirds in der alten Schule in Grevenbrück und den Les Corbeaux im Jugendheim Bamenohl auf die Finger (im wörtlichen Sinn!), um dazuzulernen.
Zwischenzeitlich, man schrieb bereits das Jahr 1966, waren noch zwei weitere eingeborene Dünscheder Beatmusikliebhaber dazugestoßen, Michael Faust, dem wegen seiner sehr großen Hände der Part am Baß zugewiesen wurde, wo es weniger Saiten und daher mehr Platz gab, und Klaus Ninse, der einen Schellenkranz sein eigen nannte und deshalb zum Schlagzeuger erkoren wurde.
Diese Band, noch ohne Namen, hatte dann auch alsbald ihren ersten öffentlichen Auftritt vor dem Mütterverein im Jugendheim Dünschede mit zwei Schlaggitarren, einer halbakustisch-elektrischen Höfner, „verstärkt“ mittels Kofferradio, und besagtem Schellenkranz. Ein Baß war nicht vorhanden; es hätte auch keiner gewusst, wie das „Ding mit den dicken Drähten“ zu bespielen ist.
Dieser Gig war ein Anfang … und ein voller Erfolg. Auf ihre zurückhaltende Dünscheder Art tobten und rasten und kreischten die Mütter und zollten der namenlosen Band ihren Beifall.
Ermutigt durch diese stehenden Ovationen beschloss die junge Formation, auf diesem Weg weiterzumachen und ihre Gesangs- und Instrumentalkünste noch zu verfeinern. Was außerdem noch fehlte, war ein griffiger Bandname. Wohl inspiriert durch die Easybeats kamen die Jungs auf den Namen Rightbeats. Sie wollten schließlich alles richtig machen und nicht nur alles leicht nehmen.
Im Sommer 1967 ahnten die Jungs, dass der Bandname wohl doch nicht griffig genug war. Jedenfalls waren dem ersten Gig keine weiteren gefolgt. Peter Schirmeyer schlug vor, den Bandnamen in Yale Gate zu ändern, denn wer das Tor der berühmten Universität durchschritt, war wohl nicht nur zu geistigen, sondern (hoffentlich) auch zu musikalischen Höhenflügen fähig.
Das Jahr 1967 neigte sich dem Ende zu, da begannen sich Veränderungen abzuzeichnen:
Peter Teipel hatte seine neue 12-saitige elektrische Höfner mit nach Bamenohl zu einer Probe von Les Corbeaux genommen und wurde prompt abgeworben. Das hat ihm niemand nachgetragen, da hätte jeder sofort ja gesagt.
Peter Schirmeyer, inzwischen zum Gymnasium gewechselt, zog um nach Elspe (mit 4500 Einwohnern schon fast wieder großstädtisches Flair im Vergleich zu Dünschede).
Das war das (vorläufige) Ende von Yale Gate.

In Elspe lernte PS Uli Hinz aus Trockenbrück kennen, der gern Musik hörte, eine Gitarre hatte, die er ein wenig (sehr wenig) spielen konnte, aber gesanglich ganz gut drauf war. Sein Vater betrieb eine Dackelzucht, daher hatte Uli den Spitznamen „Dackel“. UH kannte einen Gitarristen aus Grevenbrück, Stefan Milerski (der kleine Bruder vom Toni mit den appen Fingern), und einen Schlagzeuger aus Meggen, Reinhold „Schmalzlocke“ Schnabel. PS hatte auf dem Gymnasium Udo Zirkel aus Altenhundem kennengelernt, der ganz passabel Gitarre spielte und, das war das Entscheidende, ziemlich gut den Baß beherrschte.
Yale Gate war Anfang 1968 wiederauferstanden.

Nach kurzer Zeit schied Stefan Milerski aus und wurde nach einigen Monaten, in denen die Band nur aus vier Mitgliedern bestand (in dieser Zeit wurde im damaligen Umkleidegebäude der Naturbühne Elspe geprobt) durch Didi Raschke aus Olpe ersetzt.

Yale Gate

In der Besetzung
Uli Hinz, Gesang
Didi Raschke, Rhythmusgitarre
Peter Schirmeyer, Sologitarre
Udo Zirkel, Baß und
Reinhold Schnabel, Schlagzeug
hatte die Band einige Auftritte in Schmallenberg, Fleckenberg, Elspe, Bamenohl sowie diversen anderen Orten und nahm am Beatwettbewerb in Finnentrop teil.
Bei einem Auftritt war Toni Milerski aus Grevenbrück als Gastsänger und -gitarrist dabei.

Kurz nach dem Wettbewerb wurde Didi Raschke durch Walter Fischer aus Attendorn ersetzt, der nicht nur gesangliche und gitarristische Qualitäten besaß, sondern zudem noch sehr gut Mundharmonika (blues harp) spielen konnte.
Die Proben fanden im Keller des Hotels zur Post in Altenhundem statt, das die Eltern von Udo Zirkel betrieben.
In dieser Besetzung folgten Gigs in Altenhundem (zusammen mit den Black Rubins ), Elspe, Gleierbrück, einigen anderen Orten sowie die Teilnahme an den Beatwettbewerben in der Stadthalle Olpe und in Meinerzhagen.

Plakat Yale Gate und Black Rubins

Im Sommer 1970 schließlich kam das endgültige Aus für Yale Gate. Peter Schirmeyer machte Abitur und begann in Gießen zu studieren. Walter Fischer tingelte noch eine Zeitlang allein von Gig zu Gig und wurde schließlich aus den Augen verloren, und auch von Reinhold Schnabel und Udo Zirkel verlor sich die Spur.

Anderes jedoch hatte das Schicksal mit Uli Hinz und Peter Schirmeyer nach deren Bundeswehrzeit vor: Die beiden bildeten 1973 die Keimzelle von Hohlblock.
Doch das ist eine andere Geschichte, die ich (PS) später erzählen werde.

Yale Gate - Peter Schirmeyer

YALE GATE 1968
YALE GATE 1968
v.l.n.r. Ulli Hinz, Peter Schirmeyer, Reinhold Schnabel, Udo Zirkel, Walter Fischer

Yale Gate, Songliste und Akkordnotizen
Yale Gate, Songliste und Akkordnotizen

Yale Gate, Songliste und Akkordnotizen
Yale Gate, Songliste und Akkordnotizen

Dorfschänke Dünschede
Dorfschänke Dünschede
Hier haben Peter Teipel und Peter Schirmeyer 1965 gemeinsam begonnen, Gitarre zu lernen

Kneipenschild Dorfschänke Dünschede
Kneipenschild Dorfschänke Dünschede