The Countdown (1967/1968)


links: Werner am Bass und rechts: Martin an der Gitarre

Werner Schnatz, Olpe - Bass
Josef Herberholdt, Olpe - Schlagzeug
Martin Zöller, Olpe - Gitarre und ab Juni 1968 auch Sänger
Michael Schiffner, Olpe - Gesang (bis Mai 1968)
Jochen Schneider, Olpe - Gitarre
(ersetzt durch Michael Fabri, Rahrbach, Harmonium)


links: Josef am Schlagzeug, mitte: Werner am Bass, rechts: Martin an der Gitarre

The Countdown
spielte Musik, die gerade aktuell war. Man wollte Bands wie The Kinks,
The Animals, The Bee Gees, Peter, Paul & Mary, Drafi Deutscher, Bob Dylan und vielen an-
deren nacheifern .

Auszüge aus der Setlist:
House Of The Rising Sun
For Your Love
Sweet Dreams For You My Love
I Dig The Rock and Roll Music
As Tears Go By
I Was Kaiser Bill's Batman
Massachusetts
Wenn es Nacht wird in Harlem

The COUNTDOWN

Wie gründet man eine BEAT-BAND? Ist doch ganz einfach! Man nehme ein paar Freunde, viel jugendliche Begeisterungsfähigkeit, noch mehr Willen ein Beat-Star zu werden und lässt die Haare wachsen. Dann muss die Grundausrüstung her, die Instrumente. Josef hatte ein blaues SONOR Schlagzeug, einen Übungsraum im Holzkeller seines Elternhauses und das war nicht weit weg von mir. Jochen wohnte ebenfalls in der Nähe und konnte trompeten und etwas Gitarre spielen. Michael hatte eine klassische Gesangsausbildung "genossen" und sein Vater ein Tonband-Mikrofon. Martin konnte gut Gitarre spielen, war erst 13 und so klein, das seine Quelle-Halbresonanz E-Gitarre ihn fast verdeckte. Ich konnte nichts, hatte NICHTS und wollte ein Bassmann sein. Logik: vier Saiten ist einfacher als sechs Saiten...Im Schaufenster eines Plattenladens lag mein Traum: ein roter FRAMUS Brettbass mit 2 silbernen Tonabnehmern - gebraucht, aber DM 150 waren ne Menge Kohle für einen Lehrling. With a little help from my OMA war der Ast mir und als ich ihn ohne Verpackung nach Hause trug guckten ein paar Girls sehr freundlich und die Boys sehr neidisch. Oma bewunderte das Ding bis ich ihn an das gute, alte Grundig Röhrenradio anschloss und ein tiefes E erklingen ließ. Der Basslauf von "Peter Gun", von den Remo 4 gespielt, war das Einzige, was ich konnte und Oma hielt es aus, bis meine Mutter von der Arbeit kam und das Konzert beendete. Am nächsten Morgen stand ich auf, streichelte den Bass und ging gutgelaunt zur Arbeit - voller Vorfreude auf die erste Probe am Samstagnachmittag. Martin hatte den längsten Weg und mit der Riesengitarre viel zu schleppen. Er kam also erst zu uns und Oma stärkte uns mit Teilchen. Ich nahm den Bass auf die Schulter und das Radio unter den Arm und wir kletterten den Berg rauf. Im Übungskeller war es eng - viel Holz und die Schiessbude nahmen den meisten Platz weg. Aber damals waren wir noch schlank und nichts konnte uns abschrecken. Die großen Beat-Stars waren unsere Idole und die lokalen Helden, die FIREBIRDS. die OUTLAWS. die RED WHITCHERS und die Gruppe BOB & HUCKY ließen uns hoffen, es auch zu schaffen - auf die Bretter, die die Welt bedeuteten - die Bühnen im Kolpinghaus und der Stadthalle von Olpe. YEAH, YEAH war der Schlachtruf jener Zeit und wir wollten dabei sein. Aber: wer waren wir? Ein Namen musste her, mit "THE" vorne! Es war meine Idee - THE COUNTDOWN wollten wir uns nennen und die Welt, oder doch wenigstens das Sauerland erobern. Was üben wir als erstes Stück? Klar - ein MUSS für jede Band damals: " The House of the rising Sun" von den Animals. Also los gehts: a-moll, c-dur, d..."Martin..?" "Was ist, Werner..?" "Martin, wie spielt man Moll auf dem BASS???" Nun ja, ich musste noch viel lernen. Michael wollte sich den Text besorgen. Beim Üben sang er sehr schön und mit Original-Opernsänger-Tremolo einen etwas freien Text – z.B. "My mother was a negerprostitut, my father was a homosexual...er war halt schon älter als wir...Bevor ich es vergesse: ein Grund ein Beatmusiker zu werden war, die Hoffnung auf den Erfolg bei den Mädchen - laut "Bravo" musste das klappen! Jeden Samstag mussten ab jetzt die Eltern und Geschwister, sowie die Nachbarn von Josef zuhören, wie wir uns in die Beatmusik einarbeiteten und ich möchte es nicht versäumen, ihnen für ihre Geduld zu danken. Nur einmal griff der Vater von Josef ein: wir probten die deutsche Version von "When a man loves a woman" und der Text war "Wenn es Nacht wird in HARLEM". Der Alte hatte verstanden: wenn es Nacht wird im Harem...und das ging ihm dann doch zu weit! Meine Mutter hatte auch was zu meckern - die Haare wuchsen und ich sah aus wie die Schwester, die ich nicht hatte. Oma half auch bei diesem Problem. KÜNSTLER hätten immer lange Haare gehabt, schon früher wäre das so gewesen! Resi (meine Ma) sah das ein und drohte nicht mehr mit einem Herzinfarkt. In meiner Lehrfirma gab es noch Widerstand - man nannte mich Wernerlinde oder Maria aber was kümmert’s einen echten Gammler!! Übrigens: einen Vater hatte ich auch, aber der war weit weg und liess sich nur selten blicken und fand Musik sowieso immer gut. Er hatte mir bei einem seiner seltenen Besuche eine Wandergitarre geschenkt - die zweite gute Tat nach meiner Zeugung! Eine Band will irgendwann raus aus dem Keller, ans Licht der Öffentlichkeit und zu Pfingsten, ich glaub 1967 war es, bot sich uns eine Gelegenheit - nein, wir nahmen sie uns! Etwa 200m hinter unserem Beatkeller war der Waldrand und dort fand alljährlich das Waldfest statt. Wir gingen alle hin und Martin und ich hatten zufällig unsere E-Klampfen dabei - wir wurden sofort in einen offen Jeep gepackt und kamen mit Schlagzeug und Lautsprechern wieder. Das, was wir an Anlage hatten, reichte nicht mal für den Übungskeller - eigentlich hatten wir gar nichts - aber den älteren Herrschaften auf dem Waldfest fielen trotzdem die Ohren ab und sie mussten einige Zeit diese "Negermusik" ertragen. Sie waren also unser erstes Publikum - auch ihnen sei ein Dank-Yeah nachgerufen. Bei unseren Proben immer dabei war mein Freund aus Kindertagen, der Wellmanns Uwe. Er war und ist eine 1-Mann-Comic-Show und sorgte auch im härtesten Show-Business immer für gute Laune. Josef, auch Storky genannt, war ein exellenter Trömmelchen-Spieler beim Olper Schützenfest. Als es wieder einmal soweit war und er einsam trommelnd die Strassen der Stadt blockierte, versuchten wir ihn aus dem Takt zu bringen. Uwe war gut, aber Storky blieb eisern im Beat und verzog keine Miene. Dann kam unser erster "richtiger" Auftritt – Michael’s Eltern waren in einem Verein und der wollte feiern. Wir wurden engagiert -yeah! Die Party fand in einem Gasthof statt und der Inhaber war hauptberuflich in meiner Lehrfirma tätig. Wir liehen uns für diesen Auftritt eine gute Anlage zusammen und gaben unser Bestes. Immer, wenn ich das tiefste G auf dem Bass zupfte, sprang die Tür zum Herren WC auf - irre! Die Vereinsmitglieder waren nett und gaben kräftig Beifall und Cola und ich glaube, sie hatten auch ihren Spaß. ( Mein Dank an Vosses Josef von den Red Whitchers, für seine Bass-Anlage - wo immer Du auch bist! )

Wir hatten weitere Auftritte, sogar in der Stadthalle Attendorn! Solche Beatabende wurden von 2 oder 3 regionalen Bands gestaltet. In Kneipen, Turn- oder Schützenhallen traten wir allein auf. Ehrlich gesagt - richtig gut waren wir nicht, aber in jener Zeit waren die Ansprüche allgemein nicht so hoch, der Spaß dafür umso größer! Die "OUTLAWS" und die Band "BOB and HUCKY" traten an einem Sonntagnachmittag in der Olper Stadthalle auf. Peter Dornseifer, der Schlagzeuger der Outlaws, arbeitete in der gleichen Firma wie ich und ich quälte ihn so lange bis er mir zusagte, wir dürften eine "Einlage" geben! Wir erschienen in unseren Sonntagsanzügen und mit weißen Beerdigungshandschuhen, spielten 5 oder 6 Stücke in der Pause zwischen den Hauptbands und fühlten uns wie... bis uns Bob darauf aufmerksam machte, wir hätten wohl das Gitarrenstimmen vergessen. Ein paar Tage später war ein Foto von uns auf der Bühne der Stadthalle im regionalen Käseblatt - YEAH, wir waren berühmt! Das Foto schnitt ich natürlich aus aber es ist leider verschwunden. Groupies (weibliche Fans) klauen ALLES! Der Ruhm stieg uns zu Kopf und Michael und ich machten eine Dummheit - nichts Schlimmes, aber er durfte nicht mehr mitmachen: seine Eltern beendeten die Karriere. Ein schwerer Schlag für uns, aber Martin meinte er könne auch singen und brachte zur Verstärkung einen neuen Michael mit. Der wohnte in Rahrbach und konnte Orgel spielen. Zur ersten Probe kam er mit einem uralten Harmonium - das Ding sah aus wie der Großvater aller Hammond-Orgeln und wurde über einen Blasebalg mit Luft betrieben. Michael Fabri musste mit beiden Füssen abwechselnd zwei Holzklappen treten und das schnaufende Geräusch wurde durch ein eingelegtes Mikro auch abgenommen - es war der irrste Sound südlich des Nordpols und wir wurden als sehr mutig angesehen dafür. Noch ein paar Auftritte, immer mit ausgeliehenen Anlageteilen wurden absolviert. Die Bands konkurrierten untereinander, aber es war selbstverständlich, sich gegenseitig mit Material auszuhelfen! Es ging nie um Geld, vielleicht um Girls, aber immer um Spaß und das grenzenlose Gefühl der Freiheit, des Aufbruchs in eine neue, bunte Hippiewelt, der Protest sollte nicht weh tun aber provozieren und wir waren nur die Antwort auf die muffigen alten Zeiten - wir waren Sternenstaub, KINDER UNSERER ZEIT, IM ZEICHEN AQUARIUS - YEAH !!! Josef musste zum Bund und damit waren "THE COUNTDOWN" erledigt - einen Trommler wie ihn fand man nicht mal so eben wieder und ohne Holzkeller ging’s auch nicht. Mir sind beim Schreiben noch viele Storys eingefallen - bald treffe ich die beiden Michaels und dann werden die alten Zeiten wiederbelebt und dieser Bericht bestimmt noch um ihre persönlichen Erinnerungen erweitert.

Weil es 1968 schon viele Bands im Raum Olpe gab kam Jemand auf die Idee einen Beat - Band Wettbewerb zu veranstalten. Wir meldeten uns an, waren wir doch mindestens die zweitbeste Band am Biggesee! Die Veranstaltung fand in der Stadthalle statt und neun Bands, nicht nur aus dem Kreis Olpe, stellten sich vor. Als ich die Jury sah wurde mir mulmig. Das waren nicht gerade Menschen, denen ich ein Urteil über Beat - Musik zutraute. Wir hatten sechs Stücke aus unserem Repertoire ausgewählt und in die richtige Reihenfolge gebracht - die Besten zuletzt. Als Highlight wollten wir den Song " I dig the Rock & Roll Musik " von PETER, PAUL & MARY spielen. ( Die hießen wirklich so! ) Bei dem Lied konnte unser Trommler und auch ich so richtig zeigen, was wir drauf hatten. Wir waren uns sehr sicher - hatten wir doch viel geprobt. Die Reihenfolge der Bands wurde ausgelost und wir hatten viel Zeit, der Konkurrenz zu lauschen. Manches war unter aller Sau und die Jury litt sichtlich Qualen. Dann waren wir dran und legten mit abgedroschenen Standards los. Als wir unser Superstück spielen wollten zeigte uns die Jury die rote Karte - das Zeitlimit war erreicht. 15 Min. pro Band - wir hatten es nicht mitbekommen...Immerhin wurden wir nicht Letzter, sondern Platz 8. Wütend zogen wir ab und schworen uns, NIE WIEDER an so einem Scheiß teilzunehmen.

Klaus und ich sind am Sa.,06.November 2004, nach Bilstein gefahren. Der Schützenverein Bilstein e.V. veranstaltete an diesem Abend eine "BENEFIZ-OLDIE-NIGHT" mit den Gruppen THE FIREBIRDS, THE RED DEVILS und BETTMEN. Das 40 - jährige Bühnenjubiläum der FIREBIRDS wurde bei dieser Superfete gleich mitgefeiert. Alte Plakate, die von den früheren Auftritten der Band zeugten, schmückten die Wände der Freiheit Bilstein Halle. Ich entdeckte eine Urkunde, die mir in Erinnerung rief das die FIREBIRDS den 2. Platz gemacht hatten. Nach dem Konzert sprachen wir Karl Heinz De Kock (Lead Guitar) an und er war so freundlich, uns aus der Bandgeschichte zu erzählen. Der Beat - Wettbewerb 67 wurde auch erwähnt und er war noch heute entrüstet über den 2. Platz - zu Recht, muss ich sagen, denn die FIREBIRDS waren wirklich so gut wie Profis und es tröstete mich, das auch er die Jury für nicht kompetent in Erinnerung hatte. Karl Heinz zeigte Interesse an unserem Projekt "BEAT u. ROCK HISTORY" und wir vereinbarten ein Treffen in der nächsten Zeit. Dann wird er, der "Archivar der FIREBIRDS - Geschichte" uns seine Erinnerungen und Andenken zugänglich machen und wir freuen uns schon jetzt auf die Präsentation der ersten Superband des Kreis Olpe in diesem Projekt! Übrigens: Sie können es immer noch, die FIREBIRDS - sie rocken ab, wie vor 40 Jahren und das Publikum ging wunderbar mit - wurde durch die Hits der Beat - Ära wieder jung und es war wieder wie es DAMALS so oft war - KLASSE !!! Dank an die Bands für diese Beat-Nacht!

Michael Fabri wohnte in Rahrbach und Gott sei Dank gab es immer ein verständnisvolles Familienmitglied mit Auto, so dass er zur Probe nach Olpe kommen konnte. Ich besuchte ihn auch mal, er hatte 2 sehr nette Schwestern... und er behauptete, er dürfe auf der Kirchenorgel spielen. Das glaubte ich nicht und wir gingen zur Kirche und ich durfte auf der Orgel-Empore Platz nehmen. Michael fing an zu spielen. Keine Kirchenmusik, sondern unsere Stücke und ich machte mich auf eine Vertreibung aus der Kirche mit direkter Höllenfahrt gefasst. Beatmusik auf so einer Orgel - es klang grandios! Erst als Michael mal eine Pause machte bemerkte ich einen weiteren Zuhörer, einen älteren Herrn. Er grüßte freundlich - es war der Pastor und mit seinem Segen spielte Michael weiter. Das hat mich sehr beeindruckt ! Durch Michael kamen wir auch an einen Auftritt in Welschen Ennest. Die Schützenhalle war ziemlich groß und wir hatten wieder mit geliehenen Verstärkern aufgerüstet. Eine riesige, von uns selbst-gebaute Bassbox mit einem Kloschüssel großem Lautsprecher wurde mit einem von Bernhard Engel netterweise zu Verfügung gestelltem uralten Dynacord Bass-Verstärker betrieben. Die Stimmung war gut, viel nettes Publikum und ich meinte mal wieder, dass mich keiner hört und drehte voll auf. Dann gab es einen Knall, aus dem Verstärker einen Blitz und ich war nicht mehr zu hören. Wir rätselten, was da wohl passiert war und wie wir den Auftritt retten konnten. Da Michael Fabri hier viele Fans hatte, boten sich ein paar Burschen an, uns einen Bassverstärker von einer Tanzkapelle zu besorgen. Das ging sehr schnell und ich war wieder hörbar. Seltsam war aber, das ich mich selbst kaum hören konnte. Es war ein Drucksystem - kannte ich nicht - und erst ca. 5 m vor der kleinen Box war der Klang voll und gut da und der Abend gesichert. BEATMUSIK IN DER TANZSCHULE Der Beat wurde gesellschaftsfähig - eigentlich schade, denn findige Spießer vermarkteten ALLES und Tanzlehrer erfanden den BEAT - TANZ und lehrten ihn. Und so kamen wir an einen Auftritt in der hiesigen Tanzschule. Wir bauten unsere Anlage auf und staunten über die geschniegelten Tanzschüler/innen, die gleich zu Live-Beat-Musik zeigen sollten, was sie gelernt hatten. Auch ich wollte zeigen was ich neu im Repertoire hatte, nämlich Background singen. Wir legten los, mit verblüffenden Folgen. Jungs standen auf, verneigten sich vor sitzenden Mädels, sagten "Darf ich bitten?" und dann wurde so hölzern und einstudiert herum gehopst, das wir vor Lachen kaum spielen konnten. Die Tanzschulen-Betreiber, ein superschniekes Paar, korrigierten die Schüler und da ich nie auf die Idee gekommen war so gelernt zu tanzen, schaute ich nicht mehr hin - es tat weh! Wo war das Wilde, das Freie, der Ausdruck von Freude, das Eigentliche der Beatmusik? Ich grölte die Refrains ins Mikro, ließ die Colagläser zittern und war froh, als es vorbei war. Beim Abbau der Anlage sah ich, das mein Mikro gar nicht an den Gesangsverstärker angeschlossen gewesen war - unser Sänger hatte das Publikum vor meinen Stimmkünsten bewahren wollen und er wusste warum. OK - man muss ja nicht alles können! DIE BEAT - MESSE Martin und ich wurden gefragt, ob wir die erste Beat - Christmette im Pallottiner - Kloster musikalisch mitgestalten könnten. Da wir ja glaubten ALLES zu können, sagten wir zu und übten mit einer Gruppe kleiner Blockflötenspielerinnen und einem Chor. Einer der Padres konnte Gitarre spielen und wir hätten ihn gern in der Band gehabt. Die Mitternachtsmesse in der schönen Klosterkapelle war sehr gut besucht. Die Orgel dröhnte feierlich, der Chor setzte ein, es roch nach Weihrauch und Weihnacht. Dann unser Einsatz - zuerst zarte, schüchterne Flötenklänge, dann Martin mit der E-Gitarre und dann mein Bass. Da wir nicht in der Kapelle geprobt hatten und ich die Akustik unterschätzt hatte, kam ich ziemlich laut und höllentief. Dem Priester fiel fast das Messbuch aus der Hand, so erschrocken war er. Sobald ich konnte drehte ich die Lautstärke runter und stellte den Klang etwas härter ein. Martin grinste wie ein Teufelchen und wir hätten um ein Haar losgelacht. Später stellte man uns einem sehr würdevollen, älterem Herrn vor. Ich war fasziniert von seinen langen Haaren. Er meinte, das sei halt nicht nur bei uns jungen Beatniks möglich und er denke, das jeder Mensch das Recht habe, seine Haare wachsen zu lassen. Er war der Abt und ich hatte ein neues Argument meiner Mutter gegenüber, meine Matte weiter wallen zu lassen. Hin und wieder überlege ich heute noch, ob es nicht besser gewesen wäre, ich hätte die Soutane gewählt und mir den Stress mit den Mädels vom Hals gehalten.. DER MANAGER aus der Bravo wussten wir das jede anständige Band einen Manager braucht. Peter H., der ältere Bruder unseres Trommlers, bot sich an. YEAH, wir hatten einen Manager und er unterschrieb als erstes einen Ratenverkaufs-Vertrag für einen Verstärker aus dem Quelle-Katalog. Da er gerade den Führerschein gemacht hatte durfte er uns mit einem geliehenen PKW mit kleinem Hänger zu den Auftritten fahren. Mit dem Hänger rückwärts zu fahren hatte er aber nicht gelernt und wir gaben das Auto mit einer netten Beule wieder ab. Er managte also so rum und keiner wusste genau was das war. Auf jeden Fall machte seine Freundin die besten Schnittchen und das war wichtig. DER BEAT IM DORF AM ENDE DER WELT Weiß jemand wo Herkersdorf liegt? In der Nähe von Druidenstein und das ist in der Nähe von Kirchen / Sieg und das ist...egal, wir haben da Musik gemacht, weil ein Ver-wandter von unserem Schlagzeuger dort die Dorfkneipe hatte. Leider hatte er keinerlei Erfahrung mit Beat-Bands und null Werbung für den Auftritt der berühmten Olper Truppe gemacht. Wir fanden zwar das Dorf aber zum Konzert fanden sich nur zwei zufällige Gäste am Freitagabend ein. Die Pinte hatte einen kleinen Saal mit einer Minibühne. Blanke Glühlampen, eine rot und eine blau sorgten für Beatstimmung. Wir spielten trotzdem und die beiden jugendlichen Neufans versprachen ihre Freunde mitzubringen, wenn wir nochmal spielen würden. Wir schlugen vor doch gleich dazubleiben und am Samstagabend weiterzumachen. Wir pennten auf harten Holzbänken und fühlten uns "auf Tournee". Am Abend kamen wirklich mehr Beatfans, so etwa 10 bis 12 und da wir alle Spaß hatten buchte uns der Wirt gleich fürs nächste Wochenende. Mein Freund Uwe, unser treuster Fan, wollte unbedingt mit und die Fahrt mit geliehenem PKW und Pferdetransportanhänger werde ich nie vergessen, denn Josef, Uwe und ich mussten im Hänger mit der Anlage hocken - die Anderen fanden im Auto Platz. Wir lachten uns kringelig, denn Josef erzählte lustige Geschichten über Pferde und Menschen. Die Anlage wurde aufgebaut, der Wirt servierte Monsterschnitzel und durch Mundpropaganda animiert, kamen Jugendliche aus den umliegenden Käffern. Nette Mädels waren dabei und wir spielten mit viel Elan und es wurde eine dufte Fete. Zweimal knallten die altmodischen Schraubsicherungen durch. Der Wirt kannte das Problem und hatte Ersatz. Es war spät geworden und einige Eltern forderten ihre Kinder zurück. Abgehärtet schliefen wir wieder im Bierdunst. Am nächsten Mittag erkundeten wir das Dorf, es war malerisch...Vor dem abendlichen Auftritt bestieg Uwe die Bühne für eine Wallenstein-Aufführung. Er war abwechselnd Götz von Berlingen und Graf Wallenstein. Beim "Leck mich am Arsch" fiel er von der Bühne und verletzte sich am Fuß. Unsere Fans kamen und es wurde richtig voll im Saal, denn unser Ruf war bis Kirchen gedrungen und Mopeds gab es ja schon. Uwe hatte einen kalten Umschlag ums hochgelegte Bein und ließ sich bemitleiden. Eine Dorfschönheit mit viel Holz vor der Hütte wollte ein Autogramm von mir auf einen Bierdeckel. Ob sie den heute noch hat? Für mich war es mein erstes Autogramm - wieder ein Stück weiter auf dem Weg zum BEATSTAR ! ALS DER KOFFER VERSCHWAND In einem Dorf in der Nähe von Olpe sollte in einem Gasthof der Karneval mit LIVE-BEATMUSIK gefeiert werden und wir gaben uns die Ehre, zum Tanz aufzuspielen. Die "OUTLAWS" hatten uns dafür ein paar ihrer SENNHEISER MD421 Mikros geliehen und wir klangen gut damit. Wir beateten also den Fasching und es ging die Post ab. Erschöpft trugen wir unsere Ausrüstung zum Auto. Einer von uns stellte den Koffer mit den Kabeln, den Mikros und der horrenden Einnahme von DM 80,00 beim Auto ab. Erst zuhause merkten wir, das er weg war. Am nächsten Tag riefen wir den Wirt an, aber kein Koffer war gefunden worden. Der Wirt erstattete Anzeige und es erschien ein kurzer Bericht in der Zeitung: "Beatband wurde bestohlen!" Da es sich las, als ob der wertvolle Koffer in der Kneipe abhanden gekommen wäre, musste die Zeitung auf Bitten des Wirtes den Sachverhalt in einem zweiten Bericht klarstellen - tolle Werbung für uns, aber die Mikros mussten wir den "OUTLAWS" natürlich ersetzen. Sie waren nette Burschen und wir durften den Schaden in Raten zurück-zahlen. Wir nahmen das Missgeschick locker - der Spaß am BEAT war halt auch teuer ! THE COUNTDOWN IN BRÜN Die Realschule hatte ich vorzeitig verlassen ( müssen ), aber einige ehemalige Schulkameraden traf ich hin und wieder. Der Sohn der Wirtsleute des Gasthofes Wacker in Brün war einer davon. Er überredete seine Eltern, einen Beatabend zu veranstalten. DIE "MONSTERS" aus dem nahen Rothemühle spendeten ein paar Anlageteile und waren unsere Gäste. Der Gasthof war sehr schön und gediegen eingerichtet und als immer mehr langhaarige Hippies im kleinen Saal auf unseren Auftritt warteten machte man sich Sorgen um die Einrichtung. Aber nur eine Topfpflanze und ein paar Gläser gingen zu Bruch, dafür der Umsatz in die Höhe und Alle waren zufrieden. Nur meine Mutter hatte ein Problem - sie fand ihre rote Satin-Kostümjacke an dem Abend nicht. SHOW muss sein, war mein Motto und meine angebetete Angelika St. aus Ottfingen war da und die Jacke sah zum roten FRAMUS - BASS einfach toll aus. Ein schöner Abend: Angie war überzeugt und wir gingen miteinander - denn wer Bass spielt hat Glück bei den Frauen - YEAH,YEAH,YEAH


Martin & Werner

Martin und ich gründeten ein Duo a la Simon und Garfunkel, denn mit Martins Hilfe und viel Ehrgeiz hatte ich ein paar Griffe auf der "normalen" Gitarre gelernt. Der Bass wurde eingemottet, wir traten als "MARTIN & WERNER" auf und Martin spielte, wie Bob Dylan, Gitarre und Mundharmonika gleichzeitig. Singen war mir immer noch verboten und wir verloren bald die Lust am FOLK - DUO Dasein, es fehlte der BEAT, der wilde RHYTMUS, der ROCK und der ROLL. Und so war 1968 erstmal Schluss. Vorerst Ende zu Countdown und Martin und Werner !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


Our Parents' Inventions


v.l.n.r: Stephan Stracke - Orgel Gesang, Armin Ledwig - Saxophon, Flöte, Werner Schnatz - Schlagzeug, Martin Zöller - Gitarre, Blues Harp und Gesang, Benno Löser - Bass und Geige


1968 69 70 OUR PARENTS` INVENTIONS BLUES & JAZZ BAND

Martin und ich wollten wieder eine Band gründen. Wir suchten also Musiker und Martin fand einen Typen, der so ziemlich alle interessanten Instrumente spielen konnte. Benno Löser hieß der Wunderknabe. Im Olper Orchesterverein spielte er den Kontrabass - gezupft und gestrichen. Zuhause bei ihm wurde Hausmusik gemacht, da geigte er. Klavier, Orgel und Gitarre konnte er auch und er hatte das "absolute Gehör". Ich beneidete ihn und war erstaunt, als er nur den E-Bass bei unserer Band spielen wollte. Ein Rhythmus - Gitarrist namens Herbert Witt war anfangs auch dabei. Was fehlte, war ein Trommler. Ein Schlagzeug wurde organisiert und da ich ja überflüssig war meinte Martin, ich solle das doch mal probieren. Als ich begriffen hatte, das denken beim trommeln hinderlich war und ich meine Füße sortiert hatte, ging es los mit den Proben. Wieder in einem Keller, diesmal war Martin’s Familie zu bedauern. Es lief ganz gut, auch technisch hatten wir aufgerüstet und in der Rochusstr. war die Ruhe vorbei. Und dann betrat ein Engel den Probekeller und wir hatten eine Sängerin – M. Ruegenberg - ein schönes Mädchen mit toller Stimme. "Venus" von den SHOCKIN`BLUE - sie konnte es und ich hatte alle Mühe, mich auf meine Trommeln zu konzentrieren. Leider blieb sie uns nicht lange treu, die Penne war wichtiger aber die Auftritte mit ihr sorgten für Aufsehen. Ich glaube, sie war die erste Sängerin in einer heimischen Band. Auch der Rhythmusmann verließ uns, aber Martin verfügte über einen großen Freundeskreis und schleppte Stephan Stracke aus Wenden an und der eine richtige, zweimanualige GEM Orgel mit einem gewaltigem Verstärkerturm. Unsere Musik veränderte sich, Martin hatte den BLUES und wir schafften ihn uns an. Dann stand eines Tages ein schüchterner Typ namens Armin Ledwig da und packte, fast verlegen, ein Alt-Saxophon und eine Querflöte aus. Ich war begeistert und inspiriert. Jetzt war JAZZ möglich, jetzt war ALLES möglich und wir fingen an, unsere Songs selber zu stricken. Stephan konnte den Blues auch gut singen, also hatten wir zwei Sänger und Martin wurde zum Super-BLUES-Gitarrenhelden. Seine Soli waren oft Ego-Trips und ich musste ihn manchmal durch einen brutalen Break in die Zeit zurück holen. Wir spielten BLUES, orientierten uns an John Mayall, Canned Heat und Chicken Shack. Wir bastelten uns UNDERGROUND-Stücke - wilde, lange Improvisationen, bei denen Jeder sich ausleben konnte und die uns total erschöpften. So musste Musik sein, alles Andere war nur Geplänkel gewesen! Martin’s Vater hatte Beziehungen und wir dadurch einen riesigen Proberaum im Alten Lyzeum. Ich wohnte fast schon dort, meine Freundin wurde eifersüchtig auf mein SONOR Schlagzeug, meine Haare wallten und die Hosen quetschten mir modisch die Testikel. Ich war ein Beatnik, ein Blueser und wollte auch noch ein Jazzer sein. Ich schlug vor, "TAKE FIFE" vom DAVE BRUBECK QUARTET zu proben. Armin übte das Stück zuhause ein und ich kämpfte mit dem fünfviertel Takt. Aber weil Benno den Bass gnadenlos durchzog und Stefan seine Orgel auf Klavierklang umgestellt hatte und auch durchhielt, schafften wir es nach einiger Zeit. Martin hielt sich raus, gönnte sich eine Pause und feixte in der Hoffnung, uns zu irritieren. Armin blies es wie es sein musste und irgendwann hatte ich die 88 Takte Solo drauf und nach Laune erweitert. In der Stadthalle wollten wir es zum ersten Mal spielen. Für Armin war es der erste Auftritt mit uns - bisher war er nur mit einem Blasorchester aufgetreten. Er war aufgeregt, hatte Lampenfieber, wollte nicht auf die Bühne. Wir spielten ein paar Stücke, bei denen er sowieso nicht blasen musste. Dann winkten wir ihn auf die Bühne und er setzte eine Sonnenbrille auf, kein Gag - er wollte sich verstecken. Mit dem Rücken zu Publikum spielte er ein paar Blues-Nummern auf Sax und Flöte. Die Leute waren hin und weg. Wir gönnten ihm eine Pause, machten unsere harten Sachen. Dann hielt ich eine kleine Ansprache ans Publikum, stellte Armin vor und sagte "TAKE FIFE" an. Es wurde ziemlich still im Saal. Ich fing an, Piano und Bass kamen dazu und plötzlich drehte Armin das Micro-Stativ um, nahm die Sonnenbrille ab, schaute die Zuhörer freundlich an und fing an zu spielen. Als das Stück zu Ende war, blieb die Stille noch für einen Moment im Saal, dann brach ein unglaublicher Beifall über uns - nein, über Armin herein. Er hat erst nichts begriffen, stand einfach nur da mit dem goldenen Alt-Sax vor der Brust. Dann fing er an zu lächeln und das erhellte den Saal mehr, als die Lightshow unseres Technikers - Armin hatte sich FREI gespielt.


Die Freundin von Werner, Brigitte D., an seinem Schlagzeug

Der Auftritt unter dem falschen Namen

Zu Weihnachten 2003 bekam ich vom Lichtkünstler Friedhelm Labza ein Plakat geschenkt. Da wurden 3 Bands angekündigt für Ostermontag, 07.April 69, 17 Uhr, Stadthalle Olpe - Eintritt DM 3,-- "BLACK RUBINS", das sagte mir was, die waren aus Attendorn. "EXITUS" kannte ich auch - war ne neue Band aus Olpe, die aber nicht lange bestand. An die "CHIT - CHATS" konnte ich mich jedoch nicht erinnern und fragte bei Friedhelm nach. Ein Brief von Friedhelm löste das Rätsel - so hiess "meine" Band, die OPIs, bevor sie die OPIs hießen und das kam so:  Als die Plakate gedruckt werden sollten hatte sich die Band  noch nicht über einen Namen   geeinigt.    Jemand mit

Phantasie erfand dann den Namen SCHNICK-SCHNACK und ließ unsere namenlose Truppe so ankündigen.Martin war wütend...Als wir auf die Bühne gingen erzählte er dem Publikum, die Band CHIT-CHATS könne nicht auftreten und stattdessen würden wir spielen, die "OUR PARENTS’ INVENTIONS". Da hatten wir dann einen Namen, sperrig wie ein...und sehr an ZAPPA angelehnt, was aber ok war - ZAPPA war super. Unsere Fans machten es sich einfach und nannten uns OPIs und das war auch ok.

Ich erwähnte unseren Techniker und will ihn vorstellen, bevor ich weiter in musikalischen Erinnerungen schwelge. Nur die ganz großen Stars hatten eine ROAD-CREW. Bands wie wir schleppten ihre Sachen selber und vielleicht halfen Freunde dabei. Seit wir in unserem großen Proberaum lärmten drückten sich Kinder die Nasen an den Fensterscheiben platt. Freunde kamen und oft probten wir mit Publikum. So fiel der Junge, der sich still in einer Ecke installiert hatte, keinem weiter auf. Benno lernte Elektriker, aber als mal ein Kabelstecker defekt war hatten wir keinen Lötkolben und fluchten. Der Junge bot an, schnell einen zu besorgen und dann reparierte er auch das Kabel sehr geschickt. Er war immer da und machte sich nützlich. Eines Tages schleppte er schwarze Holzkisten an, in die er selbstgefärbte VW Scheinwerfer eingebaut hatte.Mittels einer genialen Handtastatur, auch von ihm gebastelt, steuerte er die LIGHT - SHOW. Es wurde immer mehr Licht.In meine
Bass-Drum baute er eine Lampe ein und wenn ich die Fußmaschine betätigte, leuchtete das Resonanzfell. Martin war auch ein guter Maler und gab dem Fell ein psychadelisches Muster - ganz dem damaligen Zeitgeist entsprechend. FRIEDHELM LABZA, so hieß der stille Bastler, war nicht mehr zu bremsen und nichts war vor ihm sicher. Mein alter Plattenspieler verschwand und als er wieder auftauchte diente er als Steuergerät für eine Batterie von bunten Scheinwerfern, die in 4 verschiedenen Geschwindigkeiten aufblitzten. Friedhelm dachte sich Sachen aus, die heute zum Standard gehören. Der Trick war, das sie fast nichts kosten durften und er konnte aus NICHTS etwas machen. Was er brauchte wurde besorgt und viele Dinge verschwanden und tauchten zweckentfremdet wieder auf. Bei einem unserer Auftritte in der Stadthalle hatte er dann seinen ersten Einsatz. Vieles, was wir noch nicht gesehen hatten, wurde auf der Bühne aufgestellt - fast mehr, als wir an Tonanlage hatten. Während wir spielten, steuerte er mit Händen und Füssen seine Scheinwerfer und da er unsere Stücke genau kannte, passte es wirklich gut. Wollte er mal was umbauen, ließ er die Automatik des Plattenspielers die Lichter steuern. Das Publikum staunte, denn sowas wurde sonst nur bei großen Rock - Festivals geboten. Es ist schade, das es keine Filme davon gibt ! Wir ließen ihn machen, weil er es sehr gut machte und zu uns passte, unser Licht - Musiker Friedhelm Labza aus Olpe.

Wenn 5 Musiker miteinander über einen längeren Zeitraum erfolgreich sein wollen, müssen sie auch menschlich harmonieren. Das klappte ganz gut bei uns, obwohl wir ziemlich unterschiedlich waren. Aus meiner Sicht : Martin war der Kopf der Gruppe - unser John Lennon bzw. Frank Zappa. Er war Musik und Malerei, er war Exzentriker. Vielleicht weil er klein war wollte er der größte sein. Er spielte seine HAGSTRÖM - Brettgitarre bluesiger, als mancher schwarze Bluesmann. Die BLUESHARP setzte er oft ganz anders ein und harmonierte mit dem SAX. Seine Stimme war größer als er selbst und die Songs, die er sich ausdachte, hatten oft vertrackte Rhythmen, überraschende Tempiwechsel und er erfand Bluenotes und Soundeffekte - kurz, er war ein Genie. Benno war der Komiker. Ihm fiel immer was ein, um uns und das Publikum zum Lachen zu bringen. Er rettete oft die Stimmung bei den Proben. Nie zeigte er seine musika-
lische Überlegenheit, aber sein Bass - Spiel wurde allgemein bewundert wie auch sein uralter EGMONT Bass. Stefan war ein stiller, aber fröhlicher Mensch. Auf seiner Orgel konnte er wilde Ausbrüche haben, um sich dann wieder dezent im Hintergrund zu halten. Seine Stimme war für die langsamen, manchmal mit verschleppten Rhythmus gespielten Stücken Stücke sehr geeignet. Aber ohne die Prinzenrolle von DeBeukelaer und eine Tüte Kakao hätte er nicht gespielt ! Armin war still und ruhig, ohne schwermütig zu sein. Er konnte cool spielen wie die Jazzer, aber auch wilde Töne auf der Flöte produzieren und alle liebten seine Sax - Soli. Über mich kann ich berichten das ich der, musikalisch gesehen, schlechteste Mann der Truppe war, aber gut trommeln konnte und den Sound der Band mitprägte. Und ich hatte die längsten Haare!

DIE OPIs SPIELEN OPEN-AIR UND DIE POLIZEI FINDET ES GUT !

Unser Proberaum hatte vier Fenster auf einer Seite und wir schauten daraus über den Biggefluss auf den Olper Bahnhof. An einem Samstagmittag hatten wir uns zur Probe eingefunden. Es war schönes Wetter und wir ka-men auf die Idee, unsere Anlage auf ihre OPEN-AIR Tauglichkeit zu testen. Wir knallten gleich richtig los - toll, in der Sonne zu spielen! Immer mehr Leute, meist Frauen mit Kindern, versammelten sich hinter dem Alten Lyzeum und Techniker-Friedhelm regulierte den Sound auf Qualität und Vollgas. Auch vor dem Bahnhof versammelten sich Menschen - unsere Anlage reichte also ganz schön weit. Ich fiel fast von meinem Schlagzeug-Hocker, als ein Polizei VW um die Ecke kam. Die zwei Polizisten stiegen aus und als das Stück zu Ende war fragten sie uns, was das Ganze sein solle. Wir erzählten von Test usw. und sie von Beschwerden usw. Wir signalisierten Rückzug, doch die Beiden meinten eine halbe Stunde ginge noch und lehnten sich gemütlich an den Peterwagen. Einige Zuhörer klatschten ihnen Beifall und wir legten mit "TAKE FIVE" los - JAZZ für die JUSTIZ ! Es wurde richtig gemütlich und zum erstenmal spielten wir unter Polizeischutz. Als wir dann pünktlich aufhörten gab es auch Beamten-Beifall und ne Menge Leute, die sonst nie zu unseren Konzerten gekommen wären meinten, das sei ja richtige Musik, was wir da machten...ALSO HABEN WIR DEN BLUES UND AUCH JAZZ IN OLPE VORGESTELLT !!!

DER BLUES BEI DEN URSULINEN IN ATTENDORN

Bass - Benno hatte eine richtig süße Freundin. Die war Oberstufen-Schülerin bei den Ursulinen im schönen Attendorn. Der Oberstufen-Ball war geplant und wir würden den musikalischen Rahmen bringen für lau, natürlich! Die Turnhalle der Klosterschule war nett geschmückt und das kalte Buffett sehr appetitlich angerichtet. Armin war zu der Zeit noch nicht dabei, es war Blues und harter Underground-Rock, was wir da brachten. Nur wenige Jungs vom anderen Gymnasium waren gekommen und wir deshalb die Hähne im Korb. Ziemlich warm war es auch und ich dachte mir wirklich nichts dabei, als ich den verschwitzten Pullover auszog. Eine älteren Nonne, die mal so gucken wollte was da für ein Krach ist, wäre fast in Ohnmacht gefallen und ich zog den Pullover wieder an. Als wir unsere hinten offenen Ge-
sangsboxen zum Auto schleppten, waren sie schwerer als sonst. Etliche Flaschen Bier und eine Riesenschüssel Kartoffelsalat für die Nachfete im Proberaum fanden als Schmuggelware  aus  dem Kloster. Nie wieder Turnhalle - die Akustik war beschissen! BEIM HOSS IN WENDEN Leider gibt es dieses alte Fachwerkhaus nicht mehr - eine urige Kneipe mit Saal und einem knorrigem Wirt, der HOSS genannt wurde. Stefan hatte den Gig klargemacht und unsere Plakate waren alles Unikate denn wir hatten sie mittels der neu erfundenen Filzstifte selbst gemalt. Der Laden war brechend voll. Ich war am Wochenende zuvor in Essen bei einem Rockfestival gewesen und noch immer total aufgeheizt. Wir ließen es so richtig krachen. Ein altes Becken knallte ich an die Wand - Show war angesagt! Der Saal kochte, doch bevor er überkochen konnte, zog Hoss die Notbremse bzw. die Sicherung. Wir brachten den Abend dann zu einem ruhigen Ende - dä DINGEL- DANGEL war vorbei und Wenden schlief wieder ein.

DOCH NOCHMAL BEIM ROCKMUSIK-WETTBEWERB

Martin und ich hatten in unserer "COUNTDOWN" - Zeit schlechte Erfahrungen mit Band - Wettbewerben gemacht aber die Kollegen waren dafür mitzumachen, als es wieder mal hieß seine Kunst bewerten zu lassen. Die Olper Stadthalle war fast schon unser Wohnzimmer, so oft waren wir da schon aufgetreten und der Hausmeister nahm routiniert die obligatorischen 2 Fl. Wein an. Acht Bands traten an und es war unser Glück, das es die FIREBIRDS und die OUTLAWS im Moment nicht gab, oder sie nicht mitmachen konnten oder wollten. Wir wurden von der Jury auf den 2.Platz gesetzt aber vom Publikum zu beliebtesten Bank gekürt. Zusammen mit der Siegerband, an die ich mich aber nicht mehr erinnere, brachten wir den Abend rum und hatten wieder was dazu gelernt - was, weiß ich nicht mehr.

DIE OPIs WERDEN POLITISCH

Martin sein Papa war in der CDU, aber sonst ein netter Mensch. Die Junge Union des Kreises Olpe traf sich für zwei Tage in einem Hotel in Oedingen und wir sollten die Teilnehmer musikalisch betreuen. Machen wir doch, klar - die Gage war ok. Unser wilder Radau kam gut an und auch andere Hotelgäste tanzten mit - schlafen hätte ja eh keiner können. Benno spielte "Honky Tonk Woman" von den STONES als schrägen Hill-Billy auf seiner Geige und es war sehr lustig, bei den Jung-Unionisten. Ich hatte meine Freundin Brigitte D. mitgebracht und wir wollten eigentlich nach Schluss ins heimatliche Olpe zurück fahren. Der Hotelier bot uns ein kostenloses Doppelzimmer an, der Kuppler! Brigitte traute sich nicht, aber ein anderes Pärchen nutzte die Gelegenheit hoffentlich schamlos aus. Die Jungsozialisten wollten in der Stadthalle Jugendliche anwerben und wir erschienen ihnen als das richtige Zugpferd. Aus Gründen der politischen Neutralität und einer guten Gage, nah-men wir auch diesen Gig mit und waren nur froh, das keiner von rechts außen anfragte - da wäre dann die Neutralität aufgehoben worden...Das war’s dann auch mit der Politik und es wurde nur noch Musik mit der Bot-schaft von LOVE & PEACE für HIPPIES and FREAKS gemacht und wer den Blues hatte, oder kriegen wollte, war bei den OPIs gut aufgehoben.

WINTER - BLUES in BAHMENOHL

Es war bitter kalt und wir hatten einen Gig in der Bahmenohler Schützenhalle, zusammen mit einer Band, de-ren Namen ich vergessen habe - Entschuldigung! Auf jeden Fall waren sie aus der näheren Umgebung und sehr nett. Viele Freunde und Freundinnen waren mitgekommen. Der Drummer der anderen Truppe fragte, ob er mei-ne Schiessbude benutzen könne und wir bauten uns mit seinen Becken und Toms ein richtiges Ballerteil auf. Weil es so kalt war, wurde heftig getanzt und auch sonst war die Stimmung super. Als es dann zurück nach Olpe gehen sollte, war seltsamerweise nicht genug Platz für Alle in den Autos. Einer von der anderen Truppe bot uns an, zwei Leute könnten in seinem VW Bus pennen und Martin und ich opferten uns. Wir fuhren also zu seinem Elternhaus, packten das was sie zum Gig mitgebracht hatten in den Keller und Martin und ich ver-suchten es uns in dem Bus gemütlich zu machen. Nach einiger Zeit war die letzte Wärme weg und wir froren wie die Schneider. Selbst an der Blechdecke bildeten sich Kondenstropfen - an Schlaf war nicht zu denken. Wir bibberten uns durch die restliche Nacht, dann zogen wir los - Finnentrop war nicht weit und Bewegung erzeugte Wärme. Der Bahnhof kam in Sicht aber ein Flüsschen von ca. 5m trennte uns vom Ziel und seltsamerweise sahen wir keine Brücke - nur zwei dicke Rohre, eng nebeneinander, überspannten den Bach. Wir wollten nur noch weg hier, nach Hause, in die Wärme und den nächsten Zug nach Olpe nehmen! Martin meinte, dass die Rohre gut genug seien. Er setzte sich darauf wie auf ein Pferd und rutschte rüber. Ich hinterher - geschafft, wir waren im Bahnhof und es war Sonntag und der erste Zug nach Olpe fuhr um 9 Uhr und es war halb acht und der Bahnhof kalt und tot. Wir sind dann um neun in den Zug gestiegen wie zwei Eiszapfen auf Reisen und Martin war ein paar Tage ohne Stimme. Um als Blueser im Sauerland durchzukommen, musste man in jenen Jahren abgehärtet sein wie ein BW-Fallschirmspringer - reine, zarte Künstlernaturen hatten da keine Chance !


Benno trägt Brigitte Werner nach; im Hintergrund links die Fenster unseres Proberaums in der heutigen Musikschule Olpe.

DAS PFARRGEMEINDEFEST

Die Olper St.Maria Himmelfahrt Kirche feierte ihr alljähliches Fest in der Stadthalle. Wir schuldeten der Pfarrei Dank und spielten gerne und natürlich kostenlos. Aus Siegen kam eine "moderne Tanzkapelle" die musikalischen Bedürfnisse der älteren Generation zu befriedigen und wir waren für die jungen Katholiken da. Als wir unsere Anlage aufbauten kam die Tanzkapelle mit ihrem Kram. Es waren gepflegte, ältere Herren in schnieken Klamotten. Ihre Blicke sagten ALLES. Einer fragte mich, ob ich das Schlagzeug auch bedienen könne. Ich grinste wölfisch und bot ihm an, sein Teil für ihn aufzubauen, damit er nachher noch Kraft zum spielen habe. Sie sagten nichts mehr - gut so. Der Moderator begrüßte die zahlreich erschienenen Gemeindemitglieder mit "launigen Worten", die er von seinem Spickzettel ablas. Der Pastor hielt eine Ansprache, die wie eine Predigt klang - andächtige Stille war angesagt. Noch ein paar andere Redner mussten gehört werden, es wurde viel gedankt und in die Zukunft gedacht. Endlich hüpfte der Ansager wieder auf die Bühne und verkündete den Beginn des "geselligen Teils". Die Tanzkapelle trat mit einem Walzer an und wir lachten uns schlapp als die ersten Paare übers Parkett walzten. Dann gab es ein Quiz und der Moderator schwitzte dabei im heißen Licht unserer Light-Show. Wieder ein paar launige Sätze. Wir hatten das Programm und wussten, jetzt müssen wir ran. Wir hatten dem Ansager unseren Namen auf einen Zettel notiert aber nicht gewusst, das er kein Englisch konnte. Er zögerte, fixierte den Zettel und sagte dann die "Beat-Band von St.Marien" an - geschickt gemacht! Wir stiegen gleich voll in die Eisen und manch Graukopf flüchtete ins Foyer. Die Jüngeren fanden es gut und klatschten kräftig Beifall. Wir wussten nicht wie lange wir spielen sollten und machten einfach mal weiter, weil’s Spaß machte. Dann fing der Ansager an uns Zeichen zu geben aber wenn man in Schwung ist... Plötzlich stand er neben mir und brüllte AUFHÖREN mit 5 Rufzeichen. Die Jüngeren im Publikum brüllten ZUGABE mit 10 Rufzeichen - was tun? Wir waren wohlerzogen, beugten uns der Autorität und beendeten den Auftritt mit richtig Krach. Hinter der Bühne fing mich der Trommler der Tanzkapelle ab. Er entschuldigte sich und ich entschuldigte mich und wir tranken ein paar Bierchen miteinander. Tja - Musik verbindet eben...

DER NICHT GEPLANTE AUFTRITT

Es war richtig was los in Olpe zum Ende der 60er Jahre. Auch von weiter weg kamen Bands in die Stadthalle, in ihrer Region bekannt wie wir hier, aber in Olpe noch unbekannt. Die "MUSHROOMS" aus Siegen z.B., eine große Konkurrenz für uns, waren schon oft hier gewesen und weil sie echt klasse waren hatten sie ne Menge Fans im Sauerland. Plakate kündigten eine Band aus dem Bergischen an- keiner kannte sie und wir gingen alle hin - nur Armin hatte keine Zeit. Fachmännisch begutachteten wir die Anlage. Es wurde Zeit, aber kein Musiker betrat die Bühne. Einige Leute klopften mit Cola-Flaschen den Beat von "Lets GO" auf den Tischen o o ooo oooo oo...Ein sichtlich nervöser Typ kam ans Mikro. Sie würden ja gerne anfangen, aber der Sänger käme aus Berlin und vielleicht wäre ein Stau und ob wir noch ein bisschen warten könnten...? Viele grölten YEAH oder JAHHH und er verschwand wieder hinter der Bühne. Es dauerte und dauerte und nichts tat sich - also wieder o o ooo oooo oo...und siehe da, er kam wieder ans Mikro. Er tat mir leid. Scheiß - Situation! Ob eine Band im Saal sei die vielleicht, bis der Sänger kommt...??? Einige fingen an zu pfeifen, andere brüllten: OPI OPI OPI - gute Idee! Ich kletterte auf die Bühne und stellte mich als Bandmitglied vor. Sie Hatten aber keine Orgel und so rasten wir in ihrem Bus zu unserem Domizil, rafften Orgel und Gitarren und waren schnell wieder in der Stadthalle. Wir spielten ein paar Stücke, improvisierten viel und machten etwas Blödsinn - Haupt-sache, das Publikum blieb ruhig! Der Sänger kam und war total gestresst und wir machten weiter, bis er sich erholt hatte. Sie bedankten sich und fingen ihren Gig an, aber die Luft war raus und der Abend war nicht so, wie sie ihn gern gehabt hätten. Wir trösteten und sie tauchten wieder ins Bergische ab. Schade - waren nette Burschen!

A Room of Music - OPI im alten Lyzeum, Olpe 69/70
Der Raum war ideal, groß wie ein Klassenzimmer, lag zu ebener Erde mit nahem Ausgang - schön, wenn man viele Instrumente und Anlagenteile zu transportieren hat. Mitten in Olpe, in dem Gebäude neben dem Rathaus, hatten wir einen Super-Proberaum bekommen. Vier riesige Fenster erlaubten den Blick auf den Güterbahnhof. Der Raum hatte zwei Türen und der Fußboden war Holz - gute Akustik, gutes Feeling Die Wände waren kahl und wir pappten ein paar Poster an. Wir trafen uns fast jeden Tag dort, ich hatte den Schlüssel und am Abend störte es nicht, wenn wir Krach machten. Vormittags büffelten weiter oben im Haus Realschüler - ich war mal einer davon und nachmittags waren manchmal Lehrer im Haus. Aber sonst war das riesige Haus uns allein. Wir erkundeten es, Toiletten en Masse - wichtig! Selten waren wir unter uns, beim Ausarbeiten der Ideen und Einstudieren der neuen Stücke. Wir improvisierten viel und daraus ergaben sich Themen die wir verarbeiteten. Martin entdeckte in einem kleinen Raum viele Tuben und Eimer mit Wandfarbe, auch bunt zum abtönen. Er war nicht nur Blueser, er war auch ein Blues-Maler und Farbe war da. Also begann auf der Wand, gegen die wir spielten, ein Bild zu wachsen. Wir halfen alle mit, aber Martin war der Boss. Er klebte zwei Taschenspiegel auf die Wand, malte ein Brillengestell drumum und ein Gesicht dazu. Das war das Zentrum des Wandbildes, welches stetig wuchs - auf ca. 18 qm. Es war sehr bunt, psychedelisch, voll Phantasie und unserer jugendlichen Kraft und war positiv für die Musik. Wir waren Freunde, unternahmen viel zusammen und ein Bild zu malen mit Freunden ist was Gutes! Die vier Herren in malerischer Tracht, die uns eines Abends beim Proben überraschten, waren wegen der Musik gekommen. Sie hatten oben in den Klassenzimmern, Überstunden gemacht - als Malertruppe standen sie nun in der Tür und wollten mal hören...Wir baten sie rein und spielten weiter. Sie schauten sich um und konzentrierten sich auf das Wandgemälde "1969". Mir kam so eine Ahnung...Als wir ne Pause machten, sagte einer der Maler, er würde das Bild schön finden und die anderen nickten. Dann meinte Einer, wir hätten sehr gute Farbe benutzt, er sehe das, als Fachmann. Wir konnten nur bestätigen. Unsere Musik fänden sie auch gut - wir könnten ja richtig spielen! Und wenn wir weitermachen würden und ein Kästchen Pils sich dazugesellen würde, könnte man vergessen, das sehr viel teure Abtönfarbe verschwunden und als Bild wieder aufgetaucht sei...! Wir spielten also auch mal für Farbe und die Erkenntnis, dass Maler und Anstreicher richtig nett sein können. Im Jahr 2000 war ich wieder im Haus, auch in Sachen Musik. Der Raum war zu einem Kellerraum umgebaut worden und nicht zugänglich. Das Bild ist bestimmt weg - weiß einer was darüber?

ARMIN UND WERNER VERLASSEN DIE BAND

Bei Armin und mir war so ziemlich gleichzeitig die Luft raus - Anfang 1970 war das. Martin war auf dem Gitarrenhelden - Egotrip und seine superlangen Soli ermüdeten. Aber wir hatten noch einen Vertrag mit der Stadt Siegen zu erfüllen! Am So., dem 05. Juli 1970, mussten wir in der Siegerlandhalle auftreten - allein, ohne eine andere Band ! Ich ließ den Freunden das Schlagzeug stehen, damit sie einen anderen Drummer finden konnten - den Auftritt in Siegen würden Armin und ich natürlich noch mitmachen. Wir waren alle traurig, denn wir waren eine richtig gute Truppe geworden und Freunde waren wir sowieso. Armin sollte nicht ersetzt werden - wer hätte das auch geschafft ??? Aber Trommler gab es und sie probierten ein paar Bewerber aus. Dann fan-den sie einen Guten und ich war beruhigt. Ein, zwei Proben für den großen Abschieds - Auftritt machten Armin und ich mit und die Trauer kam zurück und belastete den letzten Gig in der Besetzung, mit der wir für die Fo-tos posiert hatten. Die Siegener Zeitung gab uns eine schlechte Kritik - zu Recht, muss ich sagen. Und so endete meine Karriere als Blues - Musiker bei "OUR PARENTS° INVENTIONS" einen Tag nach meinem 19. Geburtstag und für viele Jahre mied ich das Schlagzeug und spielte nur noch Western - Gitarre oder Konzert - Gitarre - da muss man nicht so viel schleppen !!! Die Band machte mit dem neuen Schlagzeuger noch einige Zeit weiter und sie traten als Vorgruppe der " LORDS " in Drolshagen auf. Aber da war ich erstmal nach München und Berlin verschwunden und ich hoffe, Benno und Stefan erzählen ihre eigenen Erinnerungen an unsere wilde Zeit und fügen das meinen Erinnerungen bei !!!

NACHRUF AUF MARTIN ZÖLLER, der im Juni 1994 starb.

Diesen Text schrieb ich am Sa., 16. Januar 1999 um 2.45 Uhr in Au/Sieg, wo ich damals wohnte. Wie wir uns kennen gelernt haben - ich weiß es gar nicht mehr genau. Aber Du fordertest mich heraus - so klein Du damals gewesen bist mit 13 Jahren und es auch fast geblieben bist. Hast Du sehr darunter gelitten? Oder unter der Tatsache das Du Diabetiker von Geburt an warst? Hat das und Anderes bewirkt, das Du eine selbstbewusste Haltung zeigtest, als ich Dich fragte, ob Du Kleiner denn schon eine Gitarre halten könntest? Und dann hast Du mir auf Deiner riesigen Halbresonanz E-Gitarre von Quelle was vorgespielt und ich sah Dich hinter dem Ding fast nicht, aber ich hörte Dich. Du hast mir dann die ersten Bassläufe gezeigt und die ersten Griffe auf der Gitarre. Und als ich es dann so einigermaßen drauf hatte, haben wir mal eben eine Beat-Band gegründet - The Countdown ! Dann wir als Gitarren - Duo. Du konntest auch singen und Mundharmonika blasen. Es folgte dann DEINE Band - OUR PARENTS' INVENTIONS = OPI's Rockjazz & Bluesband - kurz: Die OPIS. Mann, was ging da ab!? Waren wir wirklich so gut, oder verklärt die Erinnerung? Dann, ab 1970, kaum noch musikalische Begegnungen zwischen uns. Viel später: Du verheiratet in Köln und ich, nicht verheiratet aber mit Sohn, auch dort. Wir trafen uns zufällig, 85 oder 86 und dann nie mehr. Ich hörte von Deiner erfolgreichen Malerei - das konntest Du schon immer. Ich hab noch zwei Tusche-Zeichnungen von Dir, hast Du mir 73 geschenkt! 1992 bin ich ins Allgäu gezogen - wegen einer Superfrau. Dort war ich bald als Drummer aktiv und mir kam die Idee, OPI nochmal zu aktivieren. Ein paar Proben und dann Fete mit allen alten und neuen Freunden, der Gedanke verfolgte mich. Ich fing an, die Ex-OPIs zu suchen, wollte Kontakt aufnehmen. Dann der Anruf von meiner Mutter: Martin ist gestorben...Im Aug. 94 war ich kurz in Olpe, traf Deinen Bruder. Der hat mir alles erzählt... Tja Martin - ohne Dich geht das nicht, das mit den OPIs ! Als Du mir die beiden Zeichnungen schenktest - hab ich da nicht sowas gesagt wie: Wenn Du mal berühmt bist als Maler und stirbst, sind die dann viel wert ? Wenn ich es gesagt habe - so früh hättest Du nicht gehen müssen! Mensch, Martin - mit 40 so einfach...nee, einfach nicht - Du bist blind geworden, Du Maler und dann war die Krankheit stärker und hat Dein Licht ganz ausgeknipst. Ich bin froh, das jetzt von der Seele zu haben. Und wenn ich Dir irgendwann folge, machen wir nochmal ne Band auf und nehmen Jimi Hendrix dazu und auch DEIN John Lennon darf mitmachen, ok Mann? Hab Dich auf `ner Menge Fotos aus unserer wilden Zeit, Martin - aber die Bilder in meinem Herzen beschreiben Dich besser ! Bis dann, alter Blueser und grüß sie ALLE, die schon bei der ewigen Session mitspielen, ok ! Machs gut, Martin. Dein Drummer Werner 08.November 2004 in Olpe.

Erster Nachtrag zur Geschichte der Band „OUR PARENTS` INVENTIONS“

Ich hatte natürlich sehr auf die Beiträge meiner früheren Band-Kollegen zur OPI-Story gehofft und siehe da – FRIEDHELM LABZA, der Lichtkünstler der Truppe, kam als Erster mit ergänzendem Material um die Ecke bzw. aus Lüdenscheid, wo er lebt, arbeitet und selbst Musik macht.
ARMIN LEDWIG, der Zauberer auf der Querflöte und dem Tenor- und Alt-Saxophon, hat sich in der Nähe von Berlin verankert, macht da auch noch Musik und schickte Fotos und Zeitungsausschnitte.
Aus Dortmund kam freundliche Zustimmung zur Band – Vorstellung im Internet von STEFAN STRACKE, dem Tasten – Quäler mit der bluesigen Gesangsstimme. Auch er ist weiterhin aktiver Musiker.
Ins ferne Bremen hat`s Bassmann BENNO LÖSER gezogen, aber zum Schützenfest ist der Multi-Instrumentbeherrscher in Olpe. Dann muß seine jetzige Band ein paar Tage auf ihn verzichten.
Und MARTIN ZÖLLER, im Jahre 1994 verstorben, sendet ab und zu ein paar Erinnerungen in meinen Kopf – natürlich musikalisch und mit  absolutem Blues - Gitarrensound  unterlegt. Und wenn ich die Bilder, die er gemalt und mir geschenkt hat, anschaue, kommt mir immer der gleiche Gedanke: Die OPIs waren ne Truppe, gebildet aus fünf verdammten Individualisten – aber DU, Martin, bist der abgedrehteste von uns und der Motor, der Spiritus Rector, der Band gewesen - wie es der Ex - Trommler WERNER SCHNATZ, im Jahre 38 nach Woodstock, mal so ausdrücken möchte.

Und nun die Erinnerungen von Friedhelm Labza, an die wilde Zeit der OPIs. Friedhelm meinte, ich solle sie noch an die Bandstory dranhängen -  was ich gerne mache.
Vom Schrottplatz in Berlinghausen besorgte Friedhelm jede Menge VW-Käfer-Scheinwerfer.
Die wurden miteinander verdrahtet und mittels runtertransformiertem Strom zum Leuchten gebracht. Verschiedenfarbige Glasscheiben, vor die Lampen gehalten, gaben tolles, buntes Licht. In jenen Jahren nannte man das  „Psychodelic – Light“ und es war „schwer in“.
Jetzt brauchte Friedhelm aber Material, um Gehäuse für die Scheinwerfer zu basteln.
Er kann sich erinnern, das der Schlagzeuger der Band bei einer Olper Maschinenfabrik tätig war. Diese Fabrik hatte eine Modell-Schreinerei.. Dort wurden hin und wieder auch Verpackungskisten für Maschinenteile gebaut. Friedhelm schwört, er könne sich nicht erinnern, wie etliche dieser schönen Holzkästen in den Proberaum der Band gelangt sind.
Dann setzt sein Erinnerungsvermögen wieder ein. In Zweiergruppen wurden die Käferlichter in die Kisten eingebaut. Ein Schlitz für die austauschbaren, bunten Vorsatz-Glasscheiben wurde ausgesägt. Die Gehäuse wurden schwarz gestrichen, weil man sonst die Schablonen-Aufschrift hätte lesen können. Als alles fertig war und funktionierte, fehlte nur noch ein Lichtorgel-Steuerungsgerät. Für die manuelle Bedienung hatte er schon eine Art Keyboard gebastelt. Aber ein Lichttechniker muß auch mal Pipi machen gehen, oder ein nettes Mädchen kennenlernen. Also wurden Schleifkontakte von unten an den Plattenteller eines Koffer-Pattenspielers geklebt. Der hatte vier einstellbare Drehgeschwindigkeiten. Friedhelm konnte also wählen: Manuelle Bedienung im Beat der Musik, die er genau kannte, oder automatische Lichtabläufe in verschiedenen Geschwindigkeiten.
(Friedhelm – es war mein Plattenspieler, von Oma zu Weihnachten 1964 bekommen...W.S.)
Auf einem verstellbaren Stativ war ein besonderer Scheinwerfer montiert. Der leuchtete nach vorne sehr hell und warf nach hinten ein kreisförmiges Sternmuster an die Bühnen-Rückwand der Olper Stadthalle. Sehr dekorativ!
Und bei jedem Beat der Bass-Drum blitzte ein Lichtsignal durch das von Martin mit einem Psychodelic-Muster verschönte Resonanzfell.
(Friedhelm – Du bist ein Licht-Genie und das mit dem Plattenspieler verzeih ich Dir! W.S.)
Er war es auch, der mit mir in Bahmenohl gefroren hat – nicht Martin, sondern Friedhelm und ich waren nach dem Auftritt dort im VW-Bus von Harald Skorepa fast erfroren.
(Siehe: OPI – Winter-Blues in Bamenohl)
Friedhelm erinnert sich, das er um ca. 2 Uhr nachts den VW-Bus verlassen hat sich durch den tiefen Schnee zum Finnentroper Bahnhof durchgekämpft hat. Dort fand der findige Friedhelm  eine nicht ganz richtig verschlossene Tür. Drinnen war es zwar auch kalt, aber es wehte kein Wind. Da hat er dann auf zwei Stühlen etwas geschlafen – bis um etwa 5 Uhr ein Güterzug durchbrauste. Dann ist er wieder nach Bamenohl gewandert, um mich vor dem endgültigen Erfrierungstod im VW-Bus zu retten. Ich hatte nämlich in der Kälte schlafen können – mit Hilfe von viel Krombacher Pils geht das...
Er weckte mich also, rettete mir dadurch das Leben, (danke, Friedhelm!) und hatte keine Erklärung dafür, warum ihm ein riesiges Werbeplakat der Bundesbahn gefolgt war. Der Werbespruch darauf lautete:
FAHR LIEBER MIT DER BUNDESBAHN !
Das haben wir sehr gern getan – an jenem Tag so gegen 9 Uhr, denn im Zug war es schön warm.
Ansonsten stimmen aber unsere Erinnerungen zu dieser kalten Nacht überein.
Zu dem Auftritt der Band „OUR PARENTS` INVENTIONS“ in der Siegerlandhalle am Sonntag, dem 05. Juli 1970, ist Friedhelm auch noch was eingefallen!
Damals wurde man erst mit 21 Jahren volljährig und keiner von der Truppe war schon so weit. Die Stadt Siegen, als Veranstalter, bestand aber auf einem Vertrag mit einem Volljährigem. Die Band hatte auch Geld für die Aufnahme eines Demo-Tonbands investieren müssen – Siegen wollte die Musik vorab hören und erst dann den Vertrag mit der Band machen – aber wer konnte von Seiten der Band unterschreiben? Friedhelm fand die Lösung in Person seiner älteren Schwester. Die hatte zwar bis dato rein gar nichts mit uns zu tun gehabt, aber Friedhelm war hartnäckig und sie unterschrieb.
Gut, das sie nicht in der Siegerlandhalle war, als wir spielten – der Auftritt wurde zum Desaster. Für Armin Ledwig und  mich (W.S.) war es – schon lange geplant und angekündigt-der letzte Gig mit der Band OPI und wir waren alle nicht so gut drauf...Zudem war die Akustik in der Halle absolut beschissen – das war bekannt und viele Jahre sind Tontechniker, selbst die von berühmten Bands, an diesen Akustikproblemen verzweifelt. Das soll sich aber seit etwa einem Jahr gebessert haben...!!!
Es waren nicht sehr viele Leute gekommen, um die Sauerländer Blues- und Jazzband OPI zu hören. Schönes Sommerwetter, Ferienzeit –was soll man da in dieser hässlichen Halle..?
Friedhelm weiß noch, das der Stadtjugendpfleger (sowas gab es damals wirklich!) sich sehr aufregte, weil nicht getanzt wurde! Die Stadt Siegen hatte die Veranstaltung, trotz Demo-Tonband, als „große Tanzveranstaltung für die Jugend“ angekündigt. Nun ja – die anwesende Jugend saß so rum und hörte zu. Blues mit Underground- und Jazzelementen ist nun mal keine Tanzmusik. Wir baten die geneigten Zuhörer, nahe an die Bühne zu kommen. Das war intimer und der Sound war dort besser. Sie kamen und es wurde gemütlich. Der Stadtmensch regte sich auf und forderte Tanzmusik! Martin gab ne patzige Antwort. Jetzt sollte die Vertragsunterzeichnerin, also Friedhelms Schwester, zur Rechenschaft gezogen werden! Doch die saß am Strand vom Biggesee. Ich (W.S.) hatte eine Idee! Ein paar Monate zuvor hatte ich für DM 5,- eine gebrauchte E-Gitarre gekauft – der Verkäufer brauchte dringend Kohle für Shit – und der Ast war nicht mehr wert. Das Ding schleppte ich auf die Bühne und gab bekannt, das derjenige, der darauf ein paar Töne und den Griff fis-moll spielen könne, diese Super-Gitarre als sein Eigentum betrachten dürfte. Ein Typ hüpfte onstage, brachte ein fieses fis-moll zustande, wurde freundlich gefeiert und trug seine Trophäe stolz bei sich.
(Falls dieser Mensch diese Zeilen liest: Sorry, Mann – wollte nur etwas Stimmung machen! Hoffe, Du bist an der Klampfe nicht zum Rockmusikfeind geworden – war nicht spielbar, das Teil!) Friedhelm erinnert sich gut – muß ich neidlos anerkennen! Auch an die Situation, die oft nach den Proben der Band im Alten Lyzeum kam – nämlich die Frage: Was nun? Und dann ging man halt spät abends mit ihm zu Labzas in die Winterbergstraße - dort waren alle schon im Bett – und futterten den Kühlschrank und die Brotlade leer. Und wenn Martin ein Fläschchen Wein aus Papa Zöllers Weinkeller stiebitzt hatte, konnte es passieren, das Benno sich an Labzas altes Klavier setzte und ein wuchtiges „LADY MADONNA“ (von den BEATLES) erklingen ließ. Das wurde von den Bandmitgliedern begeistert mitgesungen und so mu0te auch die, damals eher ruhige, Winterbergstraße ein bißchen leiden...ja, ja...
Soweit die vereinigten Erinnerungen von Friedhelm und mir und von Armin kommt jetzt, passend zum Thema „Siegerlandhalle“, der Nachbericht zum Konzert in Form eines Originalberichts aus einer Siegener Zeitung – ohne weiteren Kommentar zeigen wir das jetzt hier!

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Auch ohne Kommentar ist Nichts draus geworden - schade

Und von Armin sind auch die letzten Fotos der Band in dieser Besetzung. Die hatte ich nicht mehr – danke Armin! Und mein Dank an Friedhelm für seine Erinnerungen und mein Dank an alle Mit-Musiker, den Lichtkünstler und die treuen Fans und Freunde der Blues-Rock-Jazz-und Spaß – Band „OUR  PARENTS` INVENTIONS“ genannt auch  „OPIs Rock-Jazz- und Blues – Band“ für den Spaß und die geile Zeit, die wir damals, als das WOODSTOCK –Festival die Welt veränderte, hier – im Sauer-Siegerland - miteinander hatten ! THANKS A LOT AND GOOD LUCK IN THIS TIME -  38 YEARS AFTER WOODSTOCK ! KEEP THE MUSIC IN YOUR HEADS !   Werner Schnatz – Olpe – im Juli 2007.

OPIs
Posieren konnten wir fast noch besser als spielen