Red River Skiffle Group, später Nancy And The Old Germans
Copyright an allen Texten und Fotos, soweit nicht anders angegeben, by Bertram Bednarzyk

1946 kam ich im Sauerland zur Welt und verbrachte in Meggen, in der „Faulebutter“, eine sehr schöne und erlebnissreiche Kindheit. Einer meiner besten Spiel- und Schulkameraden war damals Gerd Schauerte.

Wirren in der Familie und die schlechte Arbeitsmarktlage im Sauerland verschlugen mich mitsamt Familie im Kindesalter von 12 Jahren ins Ruhrgebiet. In diesem Alter nahm ich die Neuerungen, die sich mir boten zwar an, aber im Herzen blieb ich Sauerländer. Über die Kirche kam ich zu den Pfadfindern und dort gefiel mir besonders das von einer Gitarre begleitete Singen am Lagerfeuer. Nachdem mir der Gruppenführer ein paar Griffe auf der Gitarre beigebracht hatte, dauerte es nicht mehr lange bis zum richtigen Gitarrenunterricht und zur ersten eigenen Gitarre. Gleich und gleich gesellt sich gerne und schon bald waren wir ein Freundeskreis und eine Gruppe von Musikanten. Aus diesem Kreis gründeten wir bei einem Durchschnittsalter von 14 Jahren die „Red River Skiffle Group“ mit Gitarren, Banjo, einem selbstgebauten Bass und mit einem Waschbrett. Schon allein wegen unserer originellen Instrumentenausstattung aber auch wegen der anders klingenden Musik wurden wir von Veranstaltung zu Veranstaltung „herumgereicht“ und konnten dabei erste „Auftrittserfahrungen“ sammeln. Doch die aufkommende Musik der Beatles, der Stones und vieler weiterer ähnlicher Bands ließ uns bei unserer Skiffleband einen gravierenden Schnitt vornehmen und Kalle, der Waschbrettspieler wechselte ans Schlagzeug, sein Bruder Wolle „stieg auf“ zum Sologitarristen (für den Sologitarristen war es Pflicht, auch einige Titel von den Shadows zu beherrschen), ich wechselte mein gerade erst angeschafftes Tenorbanjo aus gegen ein E- Gitarre vom Quelle Versand, um als Begleitgitarrist mit Gesang mitzumachen und Hanni, eines der Mädchen, welche unserer Skifflegroup damals sehr nahe stand, konnte gut singen, brachte eine musikalische Ausbildung am Akkordeon mit und wurde ebenfalls in unsere neue Beatband integriert. Hanni ist heute, wie ich 62 Jahre „jung“ und seit 1967 sind wir ein Ehepaar und immer noch gemeinsam der Musik verbunden. Ihr Akkordeonspiel passte nur bei ganz wenigen Stücken in das Format einer Beatband, also lernte sie kurzerhand um und fungierte bei uns in erster Linie als Bassgitarristin mit Gesang.

Im Ballungsgebiet Ruhrgebiet war es für eine Beatband einfacher als im Sauerland zu Auftritten zu kommen und als wir endlich (fast alle) 18 Jahre alt und damit volljährige waren, bekamen wir in einem Beatschuppen in Essen unseren ersten Vertrag und traten dort jedes Wochenende auf. Wolle, unseren Jüngsten versteckte der Wirt bei Kontrollen durch das Ordnungsamt in der Küche, weil er als einziger noch nicht ganz 18 war. Diese Verträge in diversen Beatschuppen hatten meistens eine Laufzeit von 2- 3 Monaten und als 1965 ein solcher Vertrag auslief und ein neuer Vertrag noch nicht in Aussicht stand, da zog es mich mit unserer Band mit Macht zurück in mein geliebtes Meggen. Ich hatte 1954 während der Fußballweltmeisterschaft als kleiner Knirps miterlebt, welche Stimmung und welche Atmosphäre der Westfalenhof verbreitet, wenn er gerammelt voll ist und genau dort konnte ich mir einen Auftritt bestens vorstellen. Mutig und geradeaus, wie wir zu dieser Zeit einfach waren, sprachen wir im Westfalenhof vor und tatsächlich ermöglichte man es uns dort, einmal vor Publikum aufzuspielen. Bei Recherchen nach weiteren Veranstaltungsmöglichkeiten kamen wir dann auch noch mit der Scheune Hufnagel in Maumke in Kontakt. Schnell waren die Termine abgesteckt und eine Menge von Plakaten in Meggen und Maumke kündigten unseren Auftritt rechtzeitig an. Sowohl Freitag Abend bei Hufnagel wie auch Samstag im Westfalenhof war die Publikumsresonanz riesig und für mich war es ein denkwürdiges aber auch unvergessliches Gefühl, im Publikum viele Freunde, Schulkameraden, Nachbarn und eine Reihe von Bekannten zu wissen und zu erkennen. „Laut“ war in der damaligen Musikszene genauso wichtig wie Qualität und ohrenbetäubend laut wurde es auch im Westfalenhof, als wir unser Satisfaction vortrugen. Wenn ich mich recht erinnere, haben wir diesen Titel an diesem Abend noch drei weitere Male aufspielen müssen. Aber allein schon wegen unserer Namensgebung „Nancy and the old germans“ durfte auch der Titel von Nancy Sinatra „These boots were made for walking“ nicht fehlen.

Die ganze Aktion Maumke/Meggen war gelungen und unsere Band hatte dabei viele Freunde gewonnen, sodass wir am Sonntag noch gar nicht nach Hause wollten. Obwohl vorher nichts dergleichen ausgemacht worden war, waren wir am Sonntagnachmittag mit unserer Band erneut im Einsatz. Hufnagel erwies sich als überaus flexibeler Veranstalter und allein durch Mund zu Mund Propaganda fanden sich dort am Sonntag wieder viele Freunde unserer fetzigen Beatmusik ein.

Obwohl ich mich mit diesem Event in meiner ehemaligen Heimat besonders verbunden gefühlt hatte und auch immer noch gerne fühle, erinnern sich auch die anderen Bandmitglieder gerne an die Auftritte im schönen Sauerland.
Wie den meistens Bands zur damaligen Zeit erging es 1967 auch uns: Bundeswehr, Hochzeit, Umzug- ohne Streit kam es zur Auflösung und es verschlug uns in verschiedene Gegenden. Wolle wanderte mit seiner Frau nach Australien aus, Kalle verschlug es mit seiner Familie nach Süddeutschland und Hanni und ich, wir leben heute in Mecklenburg an der wunderschönen Seenplatte. Obwohl so viele Jahre vergangen sind und obwohl wir in alle Winde zerstreut sind, haben wir den Kontakt zueinander nicht verloren. Kalle war zu meinem 60zigsten gekommen und mit Wolle haben wir uns erst kürzlich in Rostock getroffen. Nicht mehr gemeinsam, aber doch jeder auf seine Weise, sind wir der Musik treu geblieben und spielten bzw. spielen immer noch in diversen Formationen. Hanni (jetzt wieder Akkordeon) und ich (jetzt wieder Tenorbanjo) gehören heute zur Gruppe „Country- Buffet“ und wer Lust hat, kann im Internet mal nachschauen unter www.country-buffet.de

Eine Zeitreise durch die 60er- Beat & Rock im Kreis Olpe, dieses wunderbare Dokumentation, Teil 1, wurde mir von meinem Freund Gerd Schauerte zur Verfügung gestellt und ich bedanke mich ganz besonders bei ihm, dass er mir die Gelegenheit gegeben hat, in der neuerlichen Ausgabe auch unsere Band einmal vorstellen zu dürfen. Es ist mir persönlich sehr nahe gegangen, mich zum Zwecke der Dokumentation aus unserer Sicht mit dieser für mich unvergesslichen Zeit, noch einmal auseinander setzen „zu müssen“. Danke, lieber Gerd.

Bertram

Red River Skiffle Group

 

Nancy And The Old Germans

Nancy And The Old Germans

Nancy And The Old Germans

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Nancy And The Old Germans

Nancy And The Old Germans

Nancy And The Old Germans